Vortrag Prof. Dr. Niko Paech: „Auswege aus dem Wachstumsdogma“

Kategorie(n): Pressemitteilung, Vorträge

Niko Paech, Ökonomie-Professor an der Universität Siegen, erläuterte in Dorfmark bei seinem Vortrag, wie ein Wandel zu einer Wirtschaft ohne Wachstum gestaltet werden kann. Der NABU Heidekreis und der Verein Klimaschutz Heidekreis hatten dazu eingeladen und viele Interessierte kamen.

Professor Paech plädierte für ein nachhaltiges Wirtschaften jenseits von Innovationsorientierung und Wachstum. Durch das ständige Streben nach Wachstum würden weltweit immer größere Probleme entstehen. Die Klimakrise verschärfe sich, Unwetterereignisse würden zunehmen, Rohstoffe und Trinkwasser würden immer knapper. Hunger, Massenflucht und Kriege seien die Folge. Es sei an der Zeit zu erkennen, dass das Überleben auf diesem Planeten davon abhängig sei, dass die Menschen es schaffen, umzudenken und sehr viel nachhaltiger als bislang zu leben. Derzeit liegt in Deutschland der „CO2- Fußabdruck“, der angibt, wie viele CO2-Emissionen ein Mensch pro Jahr verursacht, bei 10,5 t. Um das 1,5 Grad Klimaziel zu erreichen, dürfte der Fußabdruck pro Mensch weltweit nicht größer als 1 t pro Jahr sein.

Eine Versorgung des menschlichen Bedarfs sei nach seiner Auffassung nicht auf Wirtschaftswachstum angewiesen. Für die Produktion notwendiger Güter sollten die Entfernungen zwischen Verbrauch und Herstellung verringert werden. Statt globaler Wertschöpfungsketten empfahl Paech eine Erhöhung der Regional-, Lokal- und Selbstversorgung.

Außerdem könne die Kombination aus Gemeinschaftsnutzung sowie Nutzungsdauerverlängerung von Gütern dazu beitragen, die Industrieproduktion deutlich zu verringern, „Wenn Konsumobjekte wie z.B. Rasenmäher oder Waschmaschinen doppelt so lange halten oder doppelt so intensiv genutzt werden, dann reiche die Hälfte an industrieller Produktion, um dasselbe Ziel zu erreichen.“

Mit Verweis auf Ansätze der Lebenszufriedenheitsforschung argumentierte Paech, dass subjektives Wohlbefinden an Faktoren wie zwischenmenschliche Beziehungen, Gesundheit sowie einer intakt empfundenen Umwelt geknüpft ist. Dies gelte es, zu fördern.
Neben den ökologischen Schäden, die eine auf Wachstum ausgerichtete Wirtschaft verursacht, betont Paech, dass viele Menschen vom Konsum auch überfordert seien, was sich an der rasanten Zunahme psychischer Erkrankungen zeige. Mehr Zufriedenheit könnte durch eine Reduzierung auf eine kürzere und flexiblere Arbeitszeit und mehr Zeit für den Selbstanbau von Obst und Gemüse erreicht werden.

Nach dem Vortrag entstand eine angeregte Diskussion. Niko Paech warb für soziale Experimentierfelder, in denen Menschen sich vor Ort miteinander verbünden und schauen, was sie in ihrer Region verändern wollen.

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