Infos über Stecker-Solaranlagen

Kategorie(n): Vorträge
Dr. Claus Eikemeier referierte in der Waldmühle Soltau.

Dr. Claus Eikemeier aus Soltau stellte in mehreren Veranstaltungen des Vereins „Klimaschutz Heidekreis“ in Soltau und Benefeld verschiedene Möglichkeiten der Nutzung von Stecker-Solaranlagen, die häufig als „Balkonkraftwerke“ bezeichnet werden, vor. Der ausgebildete Elektrotechniker und Informatiker warb dafür, dass sich möglichst viele Menschen mit Solartechnik befassen, um auf diese Weise einen Teil der elektrischen Energieversorgung selbst in die Hand zu nehmen. Gleichzeitig könne auf diese Weise der Anteil der klimaschädlichen fossilen Energiegewinnung zurückgedrängt werden.

Stecker-Solaranlagen können ein Teil des Energie-Mixes in Deutschland sein. Im Winter ist die Energieausbeute aus Photovoltaik deutlich geringer als im Sommer. „Erst ab März, April macht es richtig Spaß“. In Deutschland gilt derzeit eine Erlaubnis, bis zu 600 Watt in das eigene Stromnetz mit einer Steckersolaranlage einzuspeisen. Bei entsprechender Dimensionierung sei dieses im Sommer keine Kunst, so Eikemeier. Seiner Meinung nach sollten die Anlagen so groß und eventuell mit zusätzlichen Modulen konzipiert werden, um auch in dunkleren Monaten die Möglichkeit zu schaffen, bis zu 600 Watt zu erreichen. Die Wechselrichter, über die der Strom in das Hausnetz eingespeist wird, müssen dazu so eingestellt werden können, dass die erlaubte Einspeiseleistung nicht überschritten wird.

Eikemeier machte auf einige Hürden und Hindernisse aufmerksam, die teilweise nach seiner Ansicht fragwürdig seien. In der EU gelte derzeit überwiegend die Erlaubnis, bis zu 800 Watt einzuspeisen. Er geht davon aus, dass Deutschland in diese Richtung auch bald nachzieht. Unter bestimmten technischen Voraussetzungen wäre sogar denkbar, noch größere Energieeinspeisungen vorzunehmen, als die derzeit erlaubten 600 W, die bislang aus Sicherheitsgründen so definiert wurden. „Einen Föhn mit 2400 Watt darf ich benutzen, beim Solarstrom fangen bei 600 Watt alle an zu zittern“ stellte er leicht ironisch fest. Aber mit dieser reduzierten Leistung liegt man technisch in jedem Fall auf der sicheren Seite.

Hat man eine Steckersolaranlage in Betrieb, so sollten Geräte wie Waschmaschine oder Geschirrspüler eingeschaltet werden, wenn die Sonne scheint, um die günstige Energie im Eigenverbrauch optimal zu nutzen. Balkonkraftwerke mit Speichern seien jetzt erst „am Start“. Bevor eine Anlage in Betrieb genommen wird, muss sie aber beim zuständigen Netzbetreiber sowie im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur angemeldet werden. Eikemeier vermisst einen leichten Download-Zugang zum erforderlichen Dokument auf den Homepages der kommunalen Energieversorger. Das könne leicht verbessert werden. Wenn man vom „Beipackzettel“, also dem „Kleingedruckten“ der Anmeldungen absieht, seien es aber faire und gut zu beantwortende Fragen.

Wichtig sei eine gute Platzierung der Solarmodule. Sie sollten möglichst wenig verschattet sein, denn schon etwas Schatten auf einer Solarzelle verringert die Leistung erheblich. Meistens sind die Module langlebig, Eikemeier geht von mindestens 15-20 Jahren aus. Sie verlieren im Verlauf zwar etwas an ihrer Leistung, diese Verringerung sei aber nicht besorgniserregend, so der Experte.

Wichtig ist zu verstehen, dass bei einem Ausfall des „großen“ Stromnetzes aber auch eine Steckersolaranlage nichts nützt, denn sie ist auf ein funktionierendes Stromnetz angewiesen. Ist das nicht gegeben, stellt sich eine Steckersolaranlage aus Sicherheitsgründen automatisch ab.

Dass sich eine Stecker-Balkonanlage lohnt, zeigte Eikemeier anhand einer einfachen Wirtschaftlichkeitsrechnung. Für 2 Module und einem Wechselrichter veranschlagte er 600 Euro, für Kabel,Anschluss und für die Unterkonstruktion weitere 200 € . Diese 800 Euro Investitionskosten würden bei einer durchschnittlich gesparten Tagesleistung von 1 Kilowattstunde eine Ersparnis von 0,30 € pro Tag erbringen, im Sommer natürlich mehr, im Winter weniger. Pro Jahr ergibt sich daraus eine Ersparnis von 108 Euro, so dass sich die Anlage bei den aktuellen Strompreisen nach 7 Jahren amortisiert. Die Amortisation, die von verschiedenen Faktoren abhängt, sollte aber nicht der Hauptgrund für eine Anschaffung eines Balkonkraftwerkes sein. Grünen Strom zu produzieren und zu nutzen und die Entlastung der vorhandenen Stromnetze seien wichtigere Argumente; die Amortisation sei aber ein sehr angenehmer Nebeneffekt.

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