Energiethemen selbst in die Hand nehmen

Kategorie(n): Vorträge

Bei der Jahreshauptversammlung des Vereins Klimaschutz Heidekreis berichtete Dr. Stefan Dreesmann über mehrere Energie-Initiativen im Aller-Leine-Tal, die er mit auf den Weg gebracht hat. „Wir sind es noch viel zu sehr gewohnt, die Beschaffung von Energie großen Unternehmen zu überlassen. Dabei wäre es an der Zeit, diese Dinge jetzt mehr selbst in die Hand zu nehmen“, so sein Resümee. Dr. Dreesmann ermunterte zu neuen Visionen und Strategien für lokale Energiekonzepte. Es sollte dabei das Gemeinwohl im Vordergrund stehen: Nicht Einzel-Investoren, sondern genossenschaftliche Vorhaben bieten die besten Zukunftsperspektiven, weil die Verfügungsgewalt über die Verwendung der Energie vor Ort bleibt.

Als Beispiel nannte er die Bürger-Windanlage Alwine. Anders als üblich wurde diese Windenergieanlage nicht von einem großen Unternehmen finanziert und betrieben, sondern von Bürgerinnen und Bürgern. Die Initiative zur Errichtung dieser Anlage ging von einer Gruppe von Bürgern im Aller-Leine-Tal aus. Im Jahr 2000 gründeten 61 Personen zum Betrieb des Bürgerwindrads eine GmbH & Co. KG. Im Juni 2001 wurde das Windrad erstellt, 2011 wurde das Windrad repowert. Das Eigenkapital wurde von Gesellschaftern aus dem Aller-Leine-Tal aufgebracht. Sie sind unmittelbar am finanziellen Erfolg „ihres“ Windrads beteiligt.
Ähnlich wurde bei einer Bürger-Solaranlage vorgegangen, 2017 gründeten 30 Interessierte die Regional-Genossenschaft „Aller-Leine-Weser“ (Realweg). Mittlerweile sind an der Genossenschaft 160 Personen beteiligt. Das erste Projekt betraf die Einrichtung von mehreren E-Car-Sharing Punkten mit mehreren genossenschaftlich genutzten E-Autos. Ein weiteres betrifft den Betrieb einer großen, genossenschaftlich betriebenen 3 MW Solaranlage. Inzwischen konnte dafür ein Dach einer Industrieanlage gefunden werden, der Betrieb soll in Kürze starten.

Zudem wurde der Genossenschaft ein Projektantrag für eine Agri-Photovoltaik genehmigt. Ab voraussichtlich dem Frühjahr 2023 können auf einer 1 ha großen Pilotfläche in Dörverden-Westen Praxiserfahrungen mit Solarzäunen gewonnen werden. Die Zäune, beidseitig mit Solarmodulen beschichtet, sollen im Abstand von 10 Metern parallel in Nord-Süd-Richtung auf 1,20 hohen Ständern aufgestellt werden. Zwischen den Zäunen soll weiterhin eine landwirtschaftliche Nutzung möglich sein. Im Projekt soll neben der Energieeffizienz auch erforscht werden, welche Nutzpflanzen in diesem System gut angebaut werden können.

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass auch auf anderen Gebieten Bürgerbeteiligungen an Energielösungen wünschenswert wären. So wurde offen die Frage erörtert, warum Stadtwerke nicht viel stärker ihre Kunden ermuntern, mit hiesigen Photovoltaik- und Windkraft-Anlagen regional benötigten Strom zu erzeugen. Ein Ergebnis dieses Abends: Einmal im Monat soll künftig ein Klimaschutz-Stammtisch stattfinden.

Bei den Wahlen wurden Wilfried Stegmann (1. Vorsitzender) und Ursula Hillmann-Fachinger (2. Vorsitzende) in ihren Ämtern bestätigt.

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